2016: Sprachspiele
SPRACHSPIELE
Die Veranstaltungsreihe 2016 zum Thema »Sprache«
Im Jahr 2016 beleuchtet KlangNetz Dresden mit seinen musikalischen Partnern das Thema „Sprache“. In Kooperation mit der Ausstellung ‚Sprache‘ (24. September 2016 – 20. August 2017) des Deutschen Hygiene-Museums schafft die Veranstaltungsreihe „SprachSpiele“ ein aus mehreren Konzerten, verschiedensten Vermittlungsprojekten und Dialog-Salons bestehendes Podium, in dem der Reichtum und die Kraft von Sprache in den Künsten und die Fragen von Identität und Fremdheit sowie Konvention und Kreativität thematisiert werden. Mit dieser Reihe soll explizit die Begegnung, Kreativität und Neugierde beim Dresdner Publikum gefördert und das Neue – manchmal auch Befremdliche – in den aktuellen gesellschaftspolitischen Kontext gestellt werden.
Fr, 20. Mai | elole.werkstatt
Friedemann Schmidt-Mechau: „Nähe und Krümmung“
Öffentliche Probe für Musikliebhaber In Anwesenheit von Friedemann Schmidt-Mechau erfuhren Neugierige und Liebhaber der Neuen Musik exemplarisch, wie die Musiker dessen Stück „Nähe und Krümmung“ erarbeiten. In der Werkstatt wurden zudem Fragen zu Interpretation, Tempo und Dynamik behandelt, künstlerische Ideen der Musiker und des Komponisten mit dem Publikum diskutiert und der Verbindung von Sprache und Musik in Schmidt-Mechaus Werk explizit nachgegangen.
Ausführende elole-Klaviertrio
Do, 2. Juni | Eröffnungskonzert: elole-Klaviertrio
Sprachfähigkeit – Sprachlosigkeit
Im Auftaktkonzert gingen die Musiker des elole-Klaviertrios der Frage nach, ob Musik die einzige „Sprache“ ist, die überall auf der Welt zu verstehen ist? Oder liegt das Besondere der Musik vielmehr darin, dass sie gerade keine Kommunikation anstrebt, sondern gedankliche (Frei-)Räume eröffnet, in denen man sich bewegen kann? Mit Werken von Friedemann Schmidt-Mechau, Georges Aperghis, Dieter Schnebel und Morton Feldman warfen sie damit Fragen im Spannungsfeld von Sprachfähigkeit und Sprachlosigkeit sowie ihrer Umsetzung in Musik auf. Dem Konzert ging die Präsentation der musikalischen Ergebnisse des Schulprojektes „Nacherzählung“ mit Schülerinnen und Schülern der 3. Klasse der Laborschule Dresden voraus.
PROGRAMM Friedemann Schmidt-Mechau (*1955): Nähe und Krümmung (2011) Georges Aperghis (*1945): Trio (2012) Dieter Schnebel (*1930): Haydn-Destillate (2006-08) Morton Feldman (1926-1987): Durations 2 (1960) // Intersection 4 (1953) // Projection 4 (1951)
Ausführende elole-Klaviertrio
Di, 14. Juni | Konzert #2: AUDITIVVOKAL DRESDEN
MenschenSprachenMusik
In Kooperation mit der Konzertreihe ‚Offenes Palais – Musik und Kunst im Großen Garten‘
„Die Musik fängt im Menschen an“: Unter diesem Kernpunkt frei nach Carl Orff widmete sich AUDITIVVOKAL DRESDEN mit den Teilnehmern des Vermittlungsprojektes der Suche nach einer gemeinsamen Ur-Sprache. Entlang Roger Willemsens Aphorismus „Fremdsprachen seien nichts anderes als die Vokalmusik der Erwachsenen, (…) eine Art Zeitvertreib für Leute, denen das Hervorbringen von Geräuschen zur Unterhaltung reicht“ (Momentum, 2012), entführte das Programm in die Untiefen transkultureller Kommunikation und forderte zum gemeinsamen Musizieren auf. MenschenSprachenMusik bot ein Programm verschiedenster Blickwinkel auf musikalische SprachSpiele und lud zum kollektiven Mitsprechen, individuellen Nachvollziehen und Wandeln durch das Palais ein.
PROGRAMM Mauricio Kagel: Der Turm zu Babel (2002/03) Andreas Staffel: Sprachlos (Fuge) (2015, UA) Dmitri Schostakowitsch: Da im alten Russland (1970), Nr, 1 aus: Wernost („Treue“) – Acht Balladen für Männerchor Richard Röbel: Arabesken (2016, UA) Gilberto Mendes: Motet em Ré menor (1966) Jorge García del Valle Méndez: Du, Deiner, Dich, Dir (2001/05, UA der Neufassung) Francis Poulenc/Peter Motzkus: La Voix Humaine #1 (1958/2016, UA) Charlotte Seither: Echoes of O’s (2007) Michael Edward Edgerton: abaGa baʁatur (2015, UA)
Ausführende AUDITIVVOKAL DRESDEN Gäste von Singasylum Dresden Olaf Katzer, Dirigent
Mi, 17. August | DIALOG-SALON I
Bedingungen einer Kommunikation – musikalisch und demokratisch betrachtet
Der erste Dialog-Salon der Reihe »SprachSpiele« näherte sich den kommunikativen Aspekten von Musik und Politik an. Es wurde gefragt, ob die Musik dem politischen Diskurs zu mehr Offenheit, Plastizität und Pluralität verhelfen könne. Ganz konkrete Vorschläge aus der Demokratie der Klänge unterbreiteten die Musiker von El Perro Andaluz und gaben Einblicke in die demokratische Probenarbeit ihres Ensembles.
Podiumsgäste Prof. Dr. Werner Patzelt, Politikwissenschaftler, Technische Universität Dresden, leitet seit 1998 die alljährlichen Dresdner Chorwochenenden, Kammermusiker und Solist (Violoncello) Octavian Ursu, Mitglied der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages, Musikpädagoge und Diplom-Musiker (Trompete) Prof. Lennart Dohms, Hochschullehrer und Dirigent des Ensembles El Perro Andaluz Prof. Frank Zabel, Komponist, Pianist und Musiktheoretiker El Perro Andaluz, musikalische Intervention
Moderation: Prof. Ekkehard Klemm, Professor für Dirigieren, Hochschule für Musik Dresden
Do, 18. August | Konzert #3: El Perro Andaluz
„O Wort, du Wort, das mir fehlt“
Unter dem Titel „O Wort, du Wort, das mir fehlt“ verband das 3. Konzert der Reihe fast alle denkbaren Kombinationen von (anwesender/fehlender) Musik und (anwesendem/fehlendem) Wort. Das Publikum traf auf pulsierende Schlagwerkklänge, einem Streichquartett (das zudem um eine Sopranstimme erweitert wurde), auf Ungesungenes (das dennoch klang) und auf Un(aus)gesprochenes, das durchaus tönte. Noch vor Konzertbeginn präsentierten Dresdner Kinder ihre mit Musikern von El Perro Andaluz komponierten Soundtracks. Der Präsentation war das Education-Projekt „Speak out loud“ im Rahmen des offenen Sommerferienangebots „Hip Hop“ (18.-22.07.16) des Kinder- und Jugendhauses EMMERS in Dresden vorausgegangen.
PROGRAMM Nico Sauer Love me (Uraufführung) Hans Wüthrich-Mathez Wörter, Bilder, Dinge für Streichquartett und Altstimme Brian Ferneyhough Bone Alphabet für Schlagwerk solo Helmut Oehring Wrong, Schaukeln-Essen-Saft (aus: Irrenoffensive) für Kammerensemble, Gebärdensprache und Live-Elektronik
Ausführende Christina Schönfeld, Gebärdensolistin Elisabeth Holmer, Sopran Sabrina Ma, Schlagwerk El Perro Andaluz Lennart Dohms, Dirigent
Do, 15. September | Konzert #4: Günter Heinz
Tócame y te recito – Spiele mich, ich dichte dich
In der Performance bildeten Sprache, Klang, Licht und Bewegung eine geradezu symbiotische Einheit. Vorgetragene Texte des spanischen Lyrikers Juan Carlos Valle „Karlotti“ und der spanischen Philosophin Vanessa Vidal waren das strukturelle Element der Komposition. Zusammen mit den Lichtkompositionen von Ruairí O’Brien und den individuellen Klangsprachen von Günter Heinz entstand eine performative Landschaft, die nicht nur unterschiedliche Wahrnehmungsebenen erschloss, sondern zudem um Bewegungssprachen von Schülerinnen und Schülern erweitert wurde.
Sprach-Klang-Licht-Performance
Ausführende Vanessa Vidal (Spanien), Sprecherin Juan Carlos Valle „Karlotti“ (Spanien), Sprecher Günter Heinz (Deutschland), Musik Ruairí O’Brien (Irland), Light-art Schüler_innen des IBB Ganztagsgymnasiums, Bewegungssprachen
Mi, 21. September | DIALOG-SALON II Polykulturalismus
Musik gilt als weltweit verständliche Sprache, als Brücke zwischen den Kulturen. Die Neue Musik nimmt schon seit langem Impulse aus anderen Musikkulturen in sich auf und kombiniert diese auf vielfältigste Weise mit der westlichen Tradition. Eignet sie sich auch als gesellschaftlicher Katalysator für Inter- und Transkultur der Gesellschaft? Gibt es Erfahrungswerte, die aus der Globalisierung der Musik in den ganzheitlichen Dialog der Kulturen überführt werden können? Zwei Musiker, die sich der „anderen“ Musik selbst genähert haben, werden die Diskussion auch musizierend mit ihren Lösungsversuchen bereichern.
GESPRÄCHSRUNDE Prof. Dr. Martina Kurth, Musikmanagerin, bietet interkulturelle Trainings für Kulturinstitutionen an Saad Thamir, in Bagdad geborener Komponist, Musiker und Musikwissenschaftler, verknüpft in seiner Arbeit arabische und westliche Musiktraditionen Jan Heinke, Musiker und Klanginstallateur aus Dresden, beschäftigt sich mit Obertongesang und Ethnomusikinstrumenten Musiker Ass. Prof. Dr. Stefan Pohlit, Komponist und Musiktheoretiker, der sich intensiven orientalistischen Studien widmet, längere Reisen in den Osten unternahm und in der Türkei lebt Obeid Alyousef,, Musikwissenschaftler und Oud-Spieler aus Syrien Mitglieder von AUDITIVVOKAL DRESDEN und syrische Sänger_innen, musikalische Beiträge
Moderation: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel
Konzeption und Interaktion: Anne Kussmaul
So, 25. September | Flashmob Eine kollektive Performance – von allen, für alle.
Start: Theaterplatz
In Kooperation mit den 26. Interkulturellen Tagen Dresden
Kollektivperformance für Jung und Alt in der Dresdner Innenstadt
Jeder ist anders. Und das ist gut so! Gemeinsam werden Sie ein Kollektiv des Anderen. Für diese außergewöhnliche Aktion kommen Sie zum Dresdner Theaterplatz und bringen Smartphone und Kopfhörer mit. Vor Ort wird von jedem der Audioguide heruntergeladen. Eine Stimme gibt vor, wohin es geht und was zu tun ist. Wie ferngesteuert schwärmen die Teilnehmer_innen in die Stadt aus und setzen mit individuellen Aktionen, Rufen und performativen Bewegungen ein Zeichen für ein buntes Dresden: „Du bist ANDERS. Und das ist gut so.“
Mitmachaktion für Jung und Alt | Treffpunkt: Theaterplatz | Keine Vorkenntnisse nötig!
Weitere Informationen zum Download des Audioguides unter www.flashmob-dresden.de
Do, 29. September | Tönende Sprache und sprechende Töne
Konzert #5 mit dem Ensemble vocal modern
Ort: Annenkirche Dresden
Im Rahmen des Bachfest Dresden 2016
Das auf Initiative von Christfried Brödel gegründete Ensemble vocal modern ist herausragend für zeitgenössische sakrale A‐cappella‐Musik in Mitteldeutschland. Erstrangige Werke der musikalischen Weltliteratur sind dabei ebenso selbstverständlich wie Aufführungen von Auftragswerken mitteldeutscher Komponisten. Unter dem Motto „Tönende Sprache und sprechende Töne“ nimmt vocal modern diesmal Bezug auf mehrere Bibeltexte und gruppiert Werke von Mauricio Kagel, Manfred Weiss, Wolfgang Hufschmidt und Sven‐David Sandström um zwei Uraufführungen von Lydia Weißgerber und Christian FP Kram. Sandströms Motette Der Geist hilft unser Schwachheit auf spannt dabei den Bogen von Johann Sebastian Bach bis hin zur Gegenwart und ist die zeitgenössische Antwort auf die gleichnamige Bach’sche Version.
PROGRAMM Mauricio Kagel (1931‐2008) Rrrrrrr… – Sieben Stücke für gemischten Chor a cappella Christian FP Kram (* 1968) schwarz mit weiß | Uraufführung Manfred Weiss (*1935) Die Passion des Wortes: Gott Wolfgang Hufschmidt (*1934) Die Seligpreisungen Lydia Weißgerber (*1975) meditatio mea | Uraufführung Sven‐David Sandström (*1942) Der Geist hilft unser Schwachheit auf
Ausführende Ensemble vocal modern Christfried Brödel, Dirigent
Sa, 1. Oktober | Bäume, Misteln, Töne
Konzert #6 mit dem Hochschulsinfonieorchester
Im Rahmen des Bachfest Dresden 2016
Misteln sind Gewächse, die einen Wirt haben. Manos Tsangaris nennt eines seiner Werke „Mistel Album / Schwindel der Wirklichkeit I“. Vielfältig sind die Bezüge zu Sprache, aktueller Nachrichtenlage und vielleicht auch zu Bach? Deutlicher auf diesen bezieht sich Jörg Herchet in seinem gesamten Schaffen; sein Cellokonzert hat er nach einem Text von Jörg Milbradt geschrieben, der in den Worten gipfelt: „Freie Töne schweben hoch hinaus ins Weite“. Den Rahmen des Programms bildet Johann Sebastian Bach selbst – zu Beginn sein 6-stimmiges Ricercar in der Fassung von Anton Webern, am Ende eine seiner großen Orchestersuiten. Bach und Moderne ist also keine Behauptung, sondern an diesem Abend Programm!
PROGRAMM Johann Sebastian Bach/Anton Webern Fuga (2. Ricercata) a 6 voci, aus: „Das Musikalische Opfer“ (BWV 1079/5) Jörg Herchet Komposition für Violoncello, Orchester und Publikum | Uraufführung Manos Tsangaris Mistel I für Orchester und Nachrichtensprecher Johann Sebastian Bach Orchestersuite Nr. 4 D-Dur, BWV 1069
Ausführende Maria Franz, Violoncello Hochschulsinfonieorchester Ekkehard Klemm, Dirigent
Do, 3. November | Sprachschichten
Matinee für Schüler ab der 9. Klasse mit Sinfonietta Dresden
Egal ob auf der Prager Straße oder auf dem Albertplatz – wer stehen bleibt, die Augen schließt und sich auf nichts als die eigenen Ohren konzentriert, hört es: ein lautes Meer an Stimmen. Obwohl fast jede Stimme die gleichen Wörter benutzt, klingt sie anders, so als spreche jeder Mensch eine eigene Sprache.
Das Aufeinandertreffen verschiedener menschlicher Stimmen fand der Dresdner Komponist Tobias Schick so spannend, dass er ein neues Werk für das Orchester Sinfonietta Dresden geschrieben hat. Es heißt „Sprachschichten“ und wird im Rahmen dieser Matinee erstmals aufgeführt. Doch das ist nicht die einzige Premiere: die Moderation des Konzertes übernehmen Schüler aus Dresden. In einem Vermittlungsprojekt von KlangNetz Dresden haben sie sich über mehrere Wochen intensiv darauf vorbereitet und werden nach ihrem ganz eigenen Verständnis für Neue Musik durch das Programm führen. Highlight ist ein selbstproduzierter „Behind-the-scenes-Film“ über Tobias Schicks Komposition.
AUSZÜGE AUS DEM KONZERTPROGRAMM Witold Lutosławski Chain II, Dialog für Violine und Orchester Tobias E. Schick Schichtungen für großes Orchester Georg Katzer Szene für Kammerensemble, Instrumentales Theater Leoš Janáček Dunaj (Die Donau), Sinfonie in vier Teilen
Ausführende Sinfonietta Dresden Ekkehard Klemm, Dirigent Schüler_innen, Moderation
Do, 3. November | Sprachschichten
Konzert #7 mit Sinfonietta Dresden
Jener Vers „Musik – Du Sprache, wo Sprachen enden“ aus Rainer Maria Rilkes Gedicht „An die Musik“ beschreibt im übergeordneten Sinne das, was das innerste Wesen der Musik ausmacht. Rilke spricht von der Autonomie der Musik, die sie von allen anderen Dingen abhebt. Musik dient als Kommunikationsmittel zwischen Völkern und Kulturen und ebenso als Verbindung zwischen Menschen. Dies soll aber nicht den Blick verstellen, dass unterschiedliche musikalische Sprachen erlernt werden müssen, um sich zu verstehen. Schon Johann Wolfgang von Goethe beschrieb sehr anschaulich, dass ein Streichquartett eine Unterhaltung vier vernünftiger Leute sei. Andererseits hatte auch er Probleme mit dem Hören „neuer“ Musik, mit dem Erlernen einer für ihn fremden Sprache. „Sprachschichten“ als Titel des Konzertes bedeutet demnach, dass verschiedene Fragen der Verbindung von Musik und Sprache beleuchtet und erkundet werden. Das Programm von Sinfonietta Dresden ist dazu angetan, mit sehr unterschiedlichen Kompositionen Hörgewohnheiten aufzubrechen und die Lust am Erlernen neuer, musikalischer Sprachen zu wecken.
PROGRAMM Witold Lutosławski Chain II, Dialog für Violine und Orchester Tobias E. Schick Schichtungen für großes Orchester Georg Katzer Szene für Kammerensemble, Instrumentales Theater Leoš Janáček Dunaj (Die Donau), Sinfonie in vier Teilen
Ausführende Friederike Beykirch, Sopran Josef Vlcek, Violine Sinfonietta Dresden Ekkehard Klemm, Dirigent
Sa, 12. November | DIALOG-SALON III
Sprachähnlichkeit von Musik
Nicht erst mit dem von Theodor W. Adorno geprägten Begriff der „Sprachähnlichkeit“ von Musik und mit verschiedenen Qualitäten der Bezüge auf diese Begrifflichkeit ist unter Musikologen, Komponisten und Philosophen eine Debatte angeregt worden, die noch zu keinem eindeutigen Fazit gekommen ist. Was kann Musik, was Sprache nicht kann und inwiefern sind Vergleiche beider Phänomene zulässig? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der dritte Dialog-Salon mit Musikern, Philologen und dem Publikum.
GESPRÄCHSRUNDE Prof. Manos Tsangaris, Komponist, Trommler, Installationskünstler und künstlerischer Leiter der „Münchener Biennale für Neues Musiktheater“, Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Marcel Beyer, Schriftsteller und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2016 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet Prof. Dr. Martin Rohrmeier, Professor für Systematische Musikwissenschaft und Musikkognition an der TU Dresden
Carl Thiemt (Counter/Tenor/Bassbariton) und Hans-Ludwig Raatz (Violoncello), musikalische Intervention
Moderation: Prof. Dr. Alice Staskova, Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Do, 17. November | Affekte
Konzert #8 mit ensemble courage
Unter dem Titel „Affekte“ erkundet das ensemble courage die menschliche Sprache unter gestisch‐mimischen sowie klanglichen Aspekten. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Zwischenbereichen verschiedener Affekte, reicht doch verbale Kommunikation zuweilen nicht aus, diese Bereiche in Gänze verständlich zu machen. Musik und Tanz als klassische Elemente werden diese Themen in zeitgenössischer Ausdrucksweise aufgreifen und zusammenführen. Dafür begibt sich der vom ensemble courage beauftragte Komponist Konrad Möhwald auf den Weg, emotionale Zustände zu erforschen, den Spieler und Zuhörer darin verweilen und in einen nächsten Zustand übergehen zu lassen. Beziehungen von Individuum und Freiheit, Struktur und Natur, und die Rolle der Kommunikation werden hierbei beleuchtet. Im zweiten Teil des Konzertes werden mit Hilfe von Körpersprache Affekte und Emotionen dargestellt und auf der Bühne zu erleben sein. Musik und Tanz bilden eine Partnerschaft: Dabei entsteht eine bewegte Installation, die musikalische Motive improvisierter Musik in den Körper übersetzt, sie weitergibt und mit diesen – einem Zwiegespräch gleich – interagiert.
PROGRAMM Konrad Möhwald Neues Werk | Uraufführung 5 Ebenen für Stimme und Kammerensemble Bewegte Installation Affekte Tanzimprovisationen von und mit Katja Erfurth zu Werken in Solo‐ und Gruppenbesetzungen Musik-Tanz-Projekt mit Katja Erfurth und Auszubildenden des Beruflichen Schulzentrums für Gesundheit und Sozialwesen Dresden
Ausführende Katja Erfurth, Tanz und Choreografie ensemble courage
Do, 1. Dezember | Grenzgänge – Sprachbarrieren – Brückenschläge
Konzert #9 mit trio sostenuto
In Rahmen des 25. Geburtstages der Blauen Fabrik
Im 25. Jubiläumsjahr des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages möchte das trio sostenuto mit einem Sprachkünstler möglichen „Übersetzungsschwierigkeiten“ auf den Grund gehen und sich in seinem Programm auf die Spurensuche einer gemeinsamen Sprachebene begeben. Dabei stehen das musikalische Potential zweier Nachbarländer und mögliche Verständigungsprobleme im Fokus dieses humoristischen Abends. Vorurteile beim Hören und Rezipieren von sogenannter Neuer Musik werden offengelegt und mit den Sprachbarrieren zweier Nachbarstaaten konfrontiert. Ein Abend also mit ungewissem Ausgang, aber diskursiver Brisanz, der durchaus keinen elitären Anspruch hat, sondern eine Brücke zwischen den musikalischen Sprachen zweier Länder und dem Publikum schlagen will.
PROGRAMM Tadeusz Wielecki (*1954) Liczne odnogi rozgalezionych splotow (1987-88) Jörg Birkenkötter (*1963) … kaum ein Hauch (1988) Mateusz Ryczek (*1986) Neues Werk | Uraufführung Franz Martin Olbrisch (*1952) Neues Werk | Uraufführung Adrian Nagel (*1990) Passus II | Uraufführung Tadeusz Wielecki (*1954) Studium gestu (1995)
Ausführende trio sostenuto Christian Wettin, Klarinette Martin Jantzen, Violoncello Richard Röbel, Klavier
Mi, 11. Januar | DIALOG-SALON IV
Dirigieren – eine Gebärdensprache?
In Kooperation mit der Ringvorlesung der TU Dresden
Handzeichen, Mimik und Körperhaltung – das sind die drei wesentlichen Bestandteile der Gebärdensprache. Oder die des Dirigenten? Im Dialog-Salon „Dirigieren – eine Gebärdensprache?“ nähern sich Persönlichkeiten aus der Welt der Klänge dieser Fragestellung genauso wie Experten aus dem Reich der Stille. Kann ein Gebärdensprachler den Zeichen eines Dirigenten folgen? Gibt es ein ähnliches Vokabular? Und wie sieht es neben der reinen Technik mit der persönlichen Handschrift, der Freiheit der Interpretation aus? Ergänzend zur Gesprächsrunde interveniert das Publikum mit eigenen Vorschlägen und Versuchen, ein musikalischer Beitrag beleuchtet Gebärde und Dirigat aus der Perspektive des mit tauben Eltern aufgewachsenen Komponisten Helmut Oehring.
GESPRÄCHSRUNDE Helmut Oehring, Komponist, als Kind gehörloser Eltern arbeitet er in seinen Kompositionen auch mit Gebärdensprache Olaf Katzer, Dirigent, Hochschullehrer und Leiter des Vokalensembles AUDITIVVOKAL DRESDEN Laura M. Schwengber, Gebärdendolmetscherin mit Spezialgebiet Konzert El Perro Andaluz, musikalische Beiträge
Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Lessing
Konzeption und Interaktion: Anne Kussmaul
Mit freundlicher Unterstütztung durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und der Art Mentor Foundation Lucerne.