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November, 2018

Do15Nov19:30homo hominis lupusensemble courage19:30 Deutsches Hygiene-Museum (großer Saal)

Veranstaltungsdetails

Gibt es im 21. Jahrhundert noch „verfemte Musik“? Explizite Aufführungsverbote, wie sie in der Nazizeit – meist aus kombiniert ästhetischen, „rassischen“ und politischen Gründen – gang und gäbe waren, werden heute nicht mehr verhängt. Die zeitgenössische Konzertmusik gilt zudem über weite Strecken als derart marginale Nischenkultur, dass man ihr – anders als etwa Theater, Film, Literatur – kaum noch unmittelbare politische Wirkung zutraut, so dass es der Mühe kaum lohnt, sie zu verbieten. Andererseits sind in vielen Ländern, auch solchen mit einer (einstmals) renommierten Kultur der musikalischen Avantgarde, reaktionäre kulturpolitische Entwicklungen massiv auf dem Vormarsch, und hiervon ist auch das Musikleben betroffen. Das Programm vereint Werke von Komponistinnen und Komponisten, die in ihren Ländern in unterschiedlicher Weise, sei es wegen ihrer politischen, religiösen oder sexuellen Orientierung, sei es wegen ihrer künstlerischen Haltung, mit Ressentiments konfrontiert wurden.

PROGRAMM

Aliona Yurtsevich: Entropy Chant (2012) – für fl, bcl, trp, amplif. pno, el git, vln, vcl, db

Julius Eastman (1940-1990): Gay Guerilla – freie Instrumentation

Iannis Xenakis (1922-2001): Phlegra (1975) – für fl, ob, cl, fg, hn, trp, trb, vln, vla, vcl, db

Georg Katzer (*1935): Eutopia (2015)

Konzerteinführung: 18:45 Uhr

Jannis Xenakis, griechischer Komponist, im antifaschistischen Widerstand aktiv und in seiner Heimat zum Tode verurteilt, ging 1947 als politischer Flüchtling nach Paris. In seiner Musik spiegeln sich die Erfahrungen des Krieges wider. Julius Eastman sagte über sich: „Was ich zu erreichen versuche ist, das, was ich bin, in vollen Zügen zu sein – schwarz in vollen Zügen, ein Musiker in vollen Zügen, und ein Homosexueller in vollen Zügen.“ In New York lebend, machte er in den 70er und 80er Jahren als schwuler und schwarzer Komponist immer wieder durch provokantes Verhalten in Tat und musikalischem Werk auf sich aufmerksam und zeigte damit deutlich, dass seine Musik ein Werk des Widerstands ist. Die weißrussische Künstlerin Aliona Yurtsevich vereint durch das Medium Musik viele andere Kunstformen. Erst durch Aufenthalte in Amerika und später in den Niederlanden konnte sie zu ihrer eigentlichen künstlerischen Haltung finden. Georg Katzer nähert sich auf einer abstrakteren Ebene dem Thema, mit Ressentiments konfrontiert zu sein und schrieb mit Eutopia eine „Hymne für ein nicht existierendes Land“, für einen Sehnsuchtsort größtmöglicher Freiheit ohne gedankliche und künstlerische Einschränkungen.

Welche Rolle spielt der Ort, an dem wir leben? Wie beeinflusst er unser Handeln und Tun? Verändert sich unser Ich-Sein und kann es an jedem Ort wahrgenommen werden?

Zeit

(Donnerstag) 19:30

Ort

Deutsches Hygiene-Museum (großer Saal)

Lingnerplatz 1, 01069 Dresden