KlangNetz Konzertreihe 2020: Mensch und Technik
Musik ohne Technik lässt sich kaum vorstellen. Bereits das griechische Wort τέχνη (téchne), das Handwerk oder Kunstfertigkeit bedeutet, spielt auf die in der Evolution des Menschen begründete Fähigkeit an, seine Lebensumgebung auf artifizielle Weise zu gestalten. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist das Zusammenwirken von menschlichen Kenntnissen und technischen Hilfswerkzeugen. Die hochgradig perfektionierten Musikinstrumente und die elaborierte Spieltechnik von Musikerinnen und Musikern sind heute wesentliche Aspekte der Einsicht, dass die Musik als ein Paradigma der technischen Errungenschaften des Menschen erscheinen kann. Zugleich jedoch ist es längst ein Allgemeinplatz, dass Technik, ursprünglich geschaffen, um dem Menschen zu dienen, sich auch verselbständigen oder gegen ihre ursprünglichen Zwecke wenden kann.
Diesem spannungsreichen Themenkomplex wendet sich die Konzertreihe Mensch und Technik zu, die inhaltlich in Dialog mit den im selben Jahr gezeigten Ausstellungen Industriekultur und Haft/Gefängnis tritt. Zu den vielfältigen Aspekten der gebotenen Musik gehören etwa die Beziehung zwischen technisch verarbeiteten und instrumental dargebotenen Klängen (z.B. bei Alvin Lucier), die Fokussierung des Zusammenspiels von Mensch und Maschine in live-elektronischen Konzepten (etwa bei Alexander Schubert, Franz Martin Olbrisch oder Michael Flade), die Allgegenwärtigkeit technischer Geräte in der heutigen Zeit, aber auch Möglichkeiten der (erweiterten) Spiel- bzw. Gesangstechnik in der Neuen Musik, die sogar das Moment der Überschreitung des technisch Möglichen einkalkuliert und produktiv zu machen sucht.
Im begleitenden Vermittlungsprogramm geht es nicht zuletzt darum, den Verbindungen von Musik und Technik auf kreative und reflexive Weise nachzugehen. Daher finden verschiedene Workshop-Formate zum Bau von Musikmaschinen statt, und es geht auch um Musik mit zweckentfremdeten elektrischen (Küchen-)Maschinen oder – in Anlehnung an die Futuristen – mit Aufnahmen aus einer Fabrik.
Januar 2020
Veranstaltungsdetails
Uraufführungen zu Texten von Heinrich Heine und Christian Morgenstern. Konzert mit dem ensemble voal modern unter der Leitung von Christfried Brödel Kompositionen von Diana Cemeryte, Thomas Buchholz, Reinhard Pfundt, Heinz Holliger, Gustav
Veranstaltungsdetails
Uraufführungen zu Texten von Heinrich Heine und Christian Morgenstern.
Konzert mit dem ensemble voal modern unter der Leitung von Christfried Brödel
Kompositionen von Diana Cemeryte, Thomas Buchholz, Reinhard Pfundt, Heinz Holliger, Gustav Mahler/Clytus Gottwald, Alban Berg und Perotin.
Zeit
(Donnerstag) 19:30
Ort
Deutsches Hygiene-Museum Dresden (Marta-Fraenkel-Saal)
Lingnerplatz 1 01069 Dresden
keine Veranstaltungen in der Liste zu dieser Zeit
Juli 2020
Do02Jul19:30[space] to continueEl Perro Andaluz19:30 Deutsches Hygiene-Museum (großer Saal)
Veranstaltungsdetails
Musik, die nach den Sternen greift, von Stefan Prins, Martin Grütter, Alexander Plötz, Januibe Tejera, Malika Kishino, El Perro Andaluz Die Viren und Maschinen lachen uns aus. Doch wir als
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Musik, die nach den Sternen greift, von Stefan Prins, Martin Grütter, Alexander Plötz, Januibe Tejera, Malika Kishino, El Perro Andaluz
Die Viren und Maschinen lachen uns aus. Doch wir als tapfere Nachwuchskosmonauten gehen in die Offensive, stellen die Funkverbindung zum Lebensfunken her, sehen im Sommerregen Meteoritenhagel und verteilen Kosmonautennahrung für die Ohren. Flüchten auch Sie ins All mit El Perro Andaluz!
Programm:
Stefan Prins: Piano Hero #1 (2011)
Alexander Plötz: Durch wellenübertragene Kommunikation begleitete Satellitenumrundung, betrachtet als formales Problem (2007)
Januibe Tejera: Hors cadre (2013-2018)
Malika Kishino: Lebensfunke (2007, rev. 2010)
Martin Grütter: 55 Singularitäten (2016)
El Perro Andaluz/Marcel Beyer: „Kosmos“ (2020)
Zeit
(Donnerstag) 19:30
September 2020
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Der Golem (hebräisch: Klumpen, formlose Masse) deutet auf eine seit dem Mittelalter bekannte Figur jüdischer Legenden. Er ist ein künstlich erschaffenes Wesen aus Lehm oder Ton, welches besondere Kräfte besitzt,
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Der Golem (hebräisch: Klumpen, formlose Masse) deutet auf eine seit dem Mittelalter bekannte Figur jüdischer Legenden. Er ist ein künstlich erschaffenes Wesen aus Lehm oder Ton, welches besondere Kräfte besitzt, von meist gewaltiger Größe und der Sprache in der Regel nicht mächtig ist. Er gilt als Wiederholung des göttlichen Schöpfungsaktes, vollzogen von Rabbi Löw, welcher den Homunkulus erschafft und zum Leben erweckt. Zahlreiche Autoren, Filmemacher, Künstler beschäftigten sich mit dieser Figur – und auch heute noch inspiriert der Homunkulus vor allem die moderne Science-Fiction-Welt, die Golems von heute sind vielleicht Roboter, Computer oder Klone, Cyborgs, Androiden und ähnliches. Immer geht es um den künstlichen Menschen als nicht beherrschbares Produkt von Wissenschaft und Technik.
„Der Golem, wie er in die Welt kam“ (Paul Wegener 1920), von dem dieses Programm ausgeht, ist ein expressionistisches Meisterwerk der Filmgeschichte – und ein markantes Beispiel für eine kritische Technik-Reflexion aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diesem Improvisationskonzert wird es darum gehen, eine aktuelle Sprache zu entwickeln, die darauf zielt, dass dieser 100 Jahre alte Film nicht bloß als etwas „Museales“, sondern in seiner eminenten Dringlichkeit erlebt werden kann. Zu erweisen sein wird, dass der Film bestens geeignet ist für ein Wechselspiel mit zeitgenössischer Musik.
Programm:
Film: Der Golem, wie er in die Welt kam (Paul Wegener 1920)
Musik: Günter Heinz (tb, fl), Peter Krug (db), Andre Bartetzki (electronic)
Video, interaktiv: Jo Siamon Salich
Zeit
(Donnerstag) 19:30
Ort
Deutsches Hygiene-Museum Dresden (Marta-Fraenkel-Saal)
Lingnerplatz 1 01069 Dresden
Oktober 2020
Do01Okt19:30objectsensemble courage19:30 Deutsches Hygiene-Museum (großer Saal)
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Die Allgegenwart technischer Geräte erscheint als das Charakteristikum unserer Zeit. Dabei übersehen wir, dass technische Mittel und Verfahrensweisen schon lange vor dem digitalen Zeitalter als jeweils prägend für ihre Epoche
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Die Allgegenwart technischer Geräte erscheint als das Charakteristikum unserer Zeit. Dabei übersehen wir, dass technische Mittel und Verfahrensweisen schon lange vor dem digitalen Zeitalter als jeweils prägend für ihre Epoche empfunden wurden und erhebliche Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit hatten. Die Reflexion von Technik in der Musik allerdings ist ein relativ junges Thema – lange Zeit war es vor allem eine nahezu romantisch zu nennende Faszination oder der relativ unkritisch begeisterte Einsatz elektronischer Möglichkeiten. Die Werke dieses Programms setzen sich in ambivalenter und zum Teil durchaus kritischer Weise mit Technik generell und mit ihrer Verwendung in der Musik speziell auseinander.
Programm:
Michael Maierhof (*1956): specific objects, 17min‘ (2011/12) für sechs Spieler mit Motoren auf ready mades
Tom Sora (*1956): Texturen (1993) für Kurbel-Spieluhr Diskontinuität und Überblendung (1996) für Kurbel-Spieluhr
Fausto Romitelli (1963-2004): „Trash TV Trance“ (2002) für Solo-E-Gitarre
Maximilian Marcoll (*1981): “Compound Nr. 8: BREAK REMOVE DEMOLISH”
(2014) für Violine und Cello mit Piccolo, Bassklarinette, E-Gitarre, Percussion, Klavier mit Midi- Keyboard und Electronics
Zeit
(Donnerstag) 19:30
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Technik heißt für Musiker immer auch: Spieltechnik. Damit verbindet man zunächst einen Kanon an bis Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Techniken, die das, was immer noch als der Normalklang der
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Technik heißt für Musiker immer auch: Spieltechnik. Damit verbindet man zunächst einen Kanon an bis Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Techniken, die das, was immer noch als der Normalklang der Instrumente verstanden wird, optimal zur Geltung bringen. Gemeinhin wird das, was darüber hinausgeht, als „erweiterte Spieltechniken“ bezeichnet, obwohl sich immer mehr davon etabliert und mittlerweile die gleiche Berechtigung hat. In den Vordergrund tritt Spieltechnik trotzdem immer dann, wenn versucht wird, den Instrumenten Klänge abzugewinnen, die es bisher so noch nicht zu hören gab. Daher ist Michael Maierhof in diesem Programm gleich zweimal vertreten – wobei es ihm nicht darum geht, einfach immer wieder etwas Neues zu finden und das quasi als einen Katalog der Möglichkeiten aneinanderzureihen. Im Gegenteil: Jedes Stück limitiert sich auf einen eigenen Bereich an Klängen, die sorgfältig gegeneinander abgewogen und in Beziehung gesetzt werden. Mit Michael Flades Stück Spiel: seltsam attraktiv kommt Technik im ganz greifbaren Sinn zum Einsatz. Das Stück wechselt zwischen live gespielten Klängen, ihrer Aufzeichnung und Verarbeitung im Computer und deren Wiedergabe durch Lautsprecher, teils gemeinsam mit den Instrumentalisten, teils auch solistisch und als Klanginstallation. Zudem soll für diesen Abend noch ein Kompositionsauftrag für ein Stück mit Live-Elektronik an Arman Gushchyan (Moskau) vergeben werden, getragen von einer ausdrücklichen Reflexion des bei diesem Konzert gewählten Teilthemas.
Programm:
Michael Maierhof (1956): Sugar 1
Exit E (2011)
Michael Flade (*1975): Spiel: seltsam attraktiv (2008)
Ricardo Eizirik (*1985): Neues Stück (2020, UA)
Zeit
(Donnerstag) 19:30
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Referenten: Jost Halfman, Prof. a.D. für Techniksoziologie Dr. Peter Plaßmeyer, Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons Paul Schwanse, Chaos Computer Club Dresden Moderation: Matthias Lorenz, Violine: Emily Yabe Heute angefangen: Es wäre interessant zu
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Referenten:
Jost Halfman, Prof. a.D. für Techniksoziologie
Dr. Peter Plaßmeyer, Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons
Paul Schwanse, Chaos Computer Club Dresden
Moderation: Matthias Lorenz, Violine: Emily Yabe
Heute angefangen: Es wäre interessant zu wissen, welchen Anteil der Nutzungszeit Spiele bei den technischn Objekten Smartphone, Tablet oder Computer ausmachen.
Einen Schritt zurück: Wer im Westen großgeworden ist kann sich fragen, was bei ihm/ihr zuerst als Computernutzung kam: Ein Videospiel oder Computerarbeit.
Oder auch viele Schritte zurück, wie zum Beispiel im Mathematisch-physikalischen Salon dokumentiert. Es war ein wichtiger Schritt, genau gehende Uhren bauen zu können. Mit der Perfektion der Uhrentechnik wurden aber nicht nur die Planetenlaufuhr (1563-68) möglich, sondern auch verspielte Objekte wie die Türmchenuhr von Paulus Schuster (1587), bei der alle möglichen Figuren zu gegebener Zeit anfangen, sich zu bewegen. Bis hin zum trommelnden Bär (1625), der zwar auch ein Wecker ist, vor allem aber ein großer Spaß mit rollenden Augen und einem sich auf- und zuklappenden Maul.
Wie weit wohnt Technik also immer auch Spielerei inne? Wird das Spielerische von Technik genutzt, um neue Techniken zugänglicher zu machen? Wie sehr ändert die Möglichkeit zu spielen unseren Umgang mit dem technischen Objekt, wird so aus einem Werkzeug ein Alltagsgegenstand?
Zeit
(Donnerstag) 19:30
Ort
Deutsches Hygiene-Museum Dresden (Marta-Fraenkel-Saal)
Lingnerplatz 1 01069 Dresden
November 2020
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Der techn(olog)ische Fortschritt hat unsere Welt in wenigen Jahren stark verändert, er hat neue Handlungsmöglichkeiten hervorgebracht und den Handlungsradius erweitert. Was bedeutet dies für den Menschen? Wie ist es möglich,
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Der techn(olog)ische Fortschritt hat unsere Welt in wenigen Jahren stark verändert, er hat neue Handlungsmöglichkeiten hervorgebracht und den Handlungsradius erweitert. Was bedeutet dies für den Menschen? Wie ist es möglich, bei immer neuen und zunehmenden Informations-, Kommunikations- und überhaupt iimmer mehr neuen Handlungsmöglichkeiten souverän und sinnvoll zu handeln? Wie erkennen wir, ob wir die neuen Technologien sinnvoll einsetzen, und wo wir vielleicht mehr verlieren, als wir gewinnen? In der Musik stellen sich entsprechende Fragen, wenn neue Kompositionstechniken, neuen Paradigmen des Komponierens entstehen. Die Geschichte komponierter Musik ist immer auch ein Bild für die Technikgeschichte.
Referenten: Gerhard Stäbler, Helmut Lachenmann, Prof. Dr. Eva Weber-Guskar, Prof.Jörn Peter Hiekel
Moderation: Dr. Friedrich Hausen:
Zeit
(Montag) 19:00
Di10Nov19:30#HighTech = #HighHumanism?AuditivVokal19:30 Konzertsaal Musikhochschule
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HighTech = HighHumanism?! Eröffnungsveranstaltung des Symposiums Music Lecture mit Helmut Lachenmann, Gerhard Stäbler sowie Eva Weber-Guskar, Jörn Peter Hiekel und Friedrich Hausen Musik: AuditivVokal Dresden, Ltg. Olaf Katzer Nichtöffentliche Veranstaltung, aber für Studierende
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HighTech = HighHumanism?!
Eröffnungsveranstaltung des Symposiums
Music Lecture
mit Helmut Lachenmann, Gerhard Stäbler sowie Eva Weber-Guskar, Jörn Peter Hiekel und Friedrich Hausen
Musik: AuditivVokal Dresden, Ltg. Olaf Katzer
Nichtöffentliche Veranstaltung, aber für Studierende offen
Zeit
(Dienstag) 19:30